Nun ist das neue Jahr schon wieder zwei Monate alt und die ersten Leute stellen spätestens jetzt fest, dass sie bei ihren Vorhaben und Vorsetzen wieder aufgegeben haben. Vielleicht ist was dazwischen gekommen, mit dem man nicht gerechnet hat oder man hat das Gefühl die Strategie klappt nicht. Vielleicht ist man sein Ziel noch nicht einmal angegangen oder alte Muster haben sich wieder eingeschlichen. Egal wie, das sind komplett normale Prozesse.
Die Wissenschaft zu Motivation und Verhaltensänderung
In der Psychologie wird mit verschiedenen Modellen gearbeitet um die Einflüsse auf unser Verhalten oder dessen Änderung abzubilden. Die allgemeine Feststellung ist, dass auch hochmotivierte Menschen an ihren Zielen manchmal scheitern. Aber warum ist das so? Für die Wissenschaft spielt neben der Motivation und anderen Einflussfaktoren auch die sogenannete Volition eine übergeordnete Rolle. Die Volition ist etwas, was zeitlich betrachtet zwischen Motivation und tatsächlicher Handlung eintritt. Es ist die sogenannte Willensbildung, die konkreter ist als die Motivation. Im Zuge der Volition spielt die Abschirmung der Handlung eine große Rolle. Also: wie schützt man das „neue“ Verhalten vor äußeren Einflüssen. Einfaches Beispiel hierzu: Sonja hat sich vorgenommen zwei mal die Woche walken zu gehen. Eine Woche lang regnet es die ganze Zeit und sie geht nicht raus. Danach findet sie keine Motivation mehr, auch wenn das Wetter wieder besser ist. In diesem Fall hat ein äußerer Einfluss, eine Barriere, dazu geführt, dass das neue Verhalten aufgegeben wurde. Etwas, was wirklich oft passiert. Für eine langfristige Implementierung des neuen Verhaltens ist es also notwendig sich vor situativen Auslösern zu schützen.
Coaching
Im Coaching versucht man genau solchen Dingen vorzugreifen und vorher schon gewappnet zu sein für solche „Barrieren“. Man betreibt oftmals ein so genanntes Barrieremanagement. Man entwickelt mit seinem Chochee also Strategien, die ihr oder ihm später helfen sich in situativen Gegebenheiten abzuschirmen. In Sonjas Fall hätte man über das Thema Wetter gesprochen und Stratgien entwickelt um bei Regen oder ähnlichem vorbereitet zu sein. Bei Barrieren haben wir es also immer mit einer Art Überwindung zu tun. Dies ist gewisser Weise der Moment wo Motivation zu Volition wird. Denn Volition ist unerlässlich in der Abschirmung meines Handelns.
Wieso muss man sein Verhalten eigentlich ändern?
Das ist etwas, was ich oft höre in meinem privaten und beruflichen Umfeld. Warum sollte man dieses oder jenes tun? Diese Menschen befinden sich im aller frühsten Stadium einer Verhaltensänderung. Sie verleugnen noch das Thema obgleich manchmal schon eine gewisse Sensibilität dafür da ist. So ist es beispielsweise im Transtheoretischen Modell (Prochaska, Velicer, 1997). Grundsätzlich muss natürlich niemand sein Verhalten ändern, außer es handelt sich vielleicht um gesellschaftlich und moralisch nicht vertretbare Dinge, was aber ein anderes Thema ist. Diese Frage „Wieso sollte ich?“ Zeigt mir allerdings schon oft, dass eine gewisse Aufmerksamkeit für etwas da ist. Hier kann an der ein oder anderen Stelle eine gewisse extrinsische Motivation oder ein Anreiz helfen, die Person auf den „richtigen“ Pfad zu führen. Damit dies geschieht sind weitere Dinge sehr wichtig. Ein Projekt wird meist nur dann begonnen, wenn die Person die Annahme vertritt das gewollte auch zu schaffen, die sogenannte Selbstwirksamkeitserwartung.
Selbstwirksamkeit und Kontrollüberzeugung
Motivation wird auch dadurch gekennzeichnet, dass man davon ausgeht etwas bestimmtes schaffen zu können und außerdem die Kontrolle darüber zu haben. Dies sind allerdings auch Dinge, die in der volitionalen Abschirmung meines Erachtens nach nicht unerheblich sind. Meine persönliche Erfahrung ist, dass es auch eine Barriere darstellt, wenn man zwischen durch das Gefühl hat, dass man mit der eigenen Strategie nicht weiter kommt oder ein ganzes Projekt nicht schafft, da man denkt, man hätte ohnehin keine Kontrolle darüber. In solchen Situationen kann es tatsächlich sinnvoll sein Hilfe von einem Fachmann in Anspruch zu nehmen oder sich selbst weiter zu bilden um die eigene Selbstwirksamkeitserwartung zu steigern. Nicht mit allen Arten von Rückschlägen kann man schließlich rechnen, wenn man eine bestimmte Veränderung zum ersten Mal durchführen will.
Der Neuanfang
Eines der schwersten Dinge ist vermutlich nach dem Scheitern von vorne zu beginnen. Das wird im MoVo-Modell (Fuchs, 2002) als Konsequenzerfahrung bezeichnet. Die generelle Angst vorm Scheitern kann einen ungemein hindern überhaupt Dinge anzufangen. Zum Teil kommt es mir auch vor, als wenn es mitunter Typ Sache ist, wie gut man mit dem Scheitern umgehen kann. Hier mein Tipp dazu: Scheitern gehört zum Erfolg dazu. Je öfter man scheitert, desto mehr Strategien hat man in Petto, wenn es in anderen Situationen erneut zu Schwierigkeiten kommt. Scheitern kann auch positiv sein in der Hinsicht, dass es einem die Angst vorm erneuten Scheitern nimmt. Es kann also ein positiver und ein negativer Faktor sein.
Resümee
Wer sich mit solchen Modellen auseinandersetzt darf nie vergessen, dass diese Grenzen haben und vor allem nicht so starr betrachtet werden sollten. Wer sich wundert, dass er oft an Zielen scheitert kann mal in sich horchen und sich überlegen, welche Barrieren und Strategien aufgekommen sind. Man darf sich nicht fertig machen, wenn etwas öfter mal nicht klappt, denn womöglich hat man einfach nur noch nicht die richtige Strategie entwickelt. Das alleine hilft mir persönlich schon oft, den Wiedereinstieg zu schaffen, wenn ich ein Ziel eine Zeit lang aufgegeben habe. Es kann sinnvoll sein, sich ein strukturiertes Barrieremanagement zurecht zu legen und auch Maßnahmen aufzuschreiben, für den Fall, dass dieses oder jenes aufftritt.
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Quellen:
Prochaska, J. O. & Velicer, W. F. (1997). The transtheoretical model of health behavior change. American Journal of Health Promotion, 12, 38–48.
Fuchs, R. (2002) Movo-Prozessmodell. Verfügbar unter: http://www.movo-konzept.de/